Für die Bernerinnen und Berner steigen die Prämien der obligatorischen Krankenpflegeversicherung gemäss dem Eidgenössischen Krankenversicherungsgesetz (KVG) für das Jahr 2010 deutlich. Auf Grund der am Donnerstag (1. 10. 2009) publizierten Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) steigt die durchschnittliche monatliche Prämie für Erwachsene (ab 26 Jahren) auf 385.72 Franken (+11.5 Prozent), jene für Jugendliche (zwischen 19 und 25 Jahren) auf 315.74 Franken (+15.8 Prozent) und jene für Kinder auf 90.48 Franken (+12.6 Prozent). Auf der nationalen Ebene ergeben sich durchschnittliche Erhöhungen von 8.7 Prozent, 13.7 Prozent und 10 Prozent.
Bei diesen Zahlen handelt es sich um theoretische Durchschnittsprämien. Die effektive Prämie kann im Kanton Bern je nach Prämienregion und gewählter Krankenkasse stark variieren– von 373 bis 490 Franken. Die Krankenkassen werden ihre Versicherten bis Ende Oktober direktüber die Prämien für 2010 informieren. Die Versicherten ihrerseits haben dann bis Ende November Zeit, allenfalls zu einer anderen Krankenkasse zu wechseln oder eine andere Versicherungsform zu wählen.
Die Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) unterstreicht, dass die Ursache für den sehr starken Anstieg der Prämien 2010 hauptsächlich durch die Anpassung der gesetzlichen kalkulatorischen Reserven der Krankenversicherer zu finden ist. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen wurden die theoretischen Reserven der Krankenkassen in den vergangenen Jahren im Kanton Bern zu tief festgelegt. Diese Unterdeckung sollte bis 2012 nachgeholt werden, um den Vorgaben des Bundes zu entsprechen und krasse Ungleichheiten unter den Kantonen zu korrigieren.
Weiter kann festgestellt werden, dass in fünf Kantonen die Prämien für 2010 prozentual noch stärker steigen werden als im Kanton Bern. Und unter den fünf Kantonen mit Universitätsspital weist Bern hinter Zürich weiterhin das zweitgünstigste Preisniveau auf.
Alles in allem liegt die durchschnittliche Prämie im Kanton Bern somit 9.8 Prozentüber dem schweizerischen Mittel. Diese Differenz ist durch mehrere Faktoren bedingt. Zum Einen gehört Bern zu den Kantonen mit einem Universitätsspital, was höhere Spitalkosten generiert. Zudem ist die Berner Spitalinfrastruktur relativ stark dezentralisiert, um den regionalspezifischen Bedürfnissen gerecht zu werden. Schliesslich tragen die historisch gewachsenen Strukturen zur Mehrbelastung der obligatorischen Krankenpflegeversicherung bei. Im Kanton Bern wird nämlich ein Drittel der Spitalleistungen durch Privatspitäler erbracht, und diese Leistungen werden vollumfänglich durch die Grundversicherung bezahlt, da der Kanton sich an die Kosten der Privatspitäler nicht beteiligt. Dieser Tatbestand wird sich erst 2012 durch die Einführung der neuen Spitalfinanzierungändern.
Ziel des Regierungsrates bleibt es, der Bevölkerung des Kantons Bern im Gesundheitsbereich flächendeckend erstklassige Dienstleistungen mit sozialverträglichen Kosten zu garantieren. Die dramatische Erhöhung der Krankenkassenprämien gefährdet aber die Sozialverträglichkeit. Die Gesundheits- und Fürsorgedirektion wird deshalb ihre Bemühungen stärken, um die eingeleiteten Reformvorhaben zur Optimierung des Bernischen Spitalwesens zu beschleunigen.
Mediendokumentation
- Erläuterungen von Regierungsrat Philippe Perrenoud, Gesundheits- und Fürsorgedirektor des Kantons Bern (PDF 76 KB)
Prämien 2010 der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (Mediengespräch vom 1. Oktober 2009)