Die erste integrierte Versorgungsorganisation der Schweiz entsteht: Swiss Medical Network, Visana und der Kanton Bern schliessen sich zusammen, um für die Bevölkerung im Jurabogen ein in der Schweiz wegweisendes neues Gesundheitssystem zu schaffen. Mit der Partizipation der Visana Beteiligungen AG am Hôpital du Jura Bernois SA wird die neue Gesundheitsorganisation ein eigenes Grundversicherungsprodukt als Alternative zum traditionellen Krankenversicherungssystem anbieten können. Die Gesundheitsorganisation Réseau de l'Arc wird das Gesundheitskapital ihrer Mitglieder, die sich anstelle ihrer traditionellen Grundversicherung für dieses alternative Produkt entscheiden, verwalten. Im Zentrum steht die Gesundheiterhaltung der Mitglieder. Die Pauschalfinanzierung pro Mitglied («full capitation») ermöglicht eine Abkehr von den heutigen Anreizen an möglichst vielen und teuren Behandlungen und führt die im heutigen System vorherrschenden divergierenden Interessen von Leistungserbringern und Leistungsträgern im Réseau de l'Arc zusammen. Dies bringt eine Korrektur der derzeitigen Verzerrungen des Gesundheitssystems, welche für die Kostenexplosion und die stetig steigenden Prämienerhöhungen verantwortlich sind.
Alle Dienstleistungen in einer einzigen Organisation integriert
Swiss Medical Network, Visana und der Kanton Bern konkretisieren ihre Absichten und entwickeln gemeinsam ein vollständig integriertes Gesundheitssystem, das mit den beiden Spitalstandorten Moutier und Saint-Imier, den verschiedenen Medicentres und dem Pôle Santé Mentale den Bewohnerinnen und Bewohnern im Jurabogen erstmalig für die Schweiz alle medizinischen Leistungen (Prävention, Grundversorgung, Spitalleistungen und Alterspflege) aus einer Hand mit einem entsprechenden Krankenversicherungsprodukt anbieten kann. Die Réseau de l'Arc wird ihr Gesundheitsangebot schrittweise durch die Integration anderer Gesundheitsdienstleister, beispielsweise in der ambulanten Pflege, und durch gezielte Partnerschaften, die auf die Bedürfnisse der einzelnen Mitglieder zugeschnitten sind, ergänzen.
Kaiser Permanente als Inspirationsquelle
Das Geschäftsmodell der Réseau de l’Arc beruht auf einem Ansatz, der von Kaiser Permanente, der Pionierin für integrierte Versorgung an der Westküste der Vereinigten Staaten, geprägt ist. Um alle Akteure, einschliesslich der Versicherten, zu verantwortungsvollem Handeln zu motivieren, wird das System der Einzelleistungsvergütung durch eine Finanzierung pro Mitglied ersetzt. Die Gesundheitsorganisation und ihre verschiedenen Akteure haben somit einen direkten Anreiz, die Menschen gesund zu halten und für die Mitglieder bei Bedarf die wirksamsten Leistungen zu erbringen. Quantitative Anreize fallen weg, und alle Akteure sind motiviert, den Informationsfluss für eine effizientere Versorgung sicherzustellen. Dies führt zu mehr Effizienz und Qualität und senkt die Kosten. Kaiser Permanente und ähnliche Organisationen auf der ganzen Welt haben die Effizienz dieses Modells bereits unter Beweis gestellt. Kaiser Permanente verwaltet mit über 217'000 Mitarbeitenden, darunter 23'000 Ärztinnen und Ärzte, das Gesundheitskapital von über 12.5 Millionen Mitgliedern. Auch in Spanien wird ein ähnliches System durch die Organisation «Ribera Salud» in einigen Regionen seit über 20 Jahren erfolgreich betrieben.
Beteiligung am Aktienkapital und Änderung des Firmennamens der HJBE SA
Im Zuge des Aufbaus der ersten integrierten Gesundheitsorganisation in der Schweiz beteiligt sich die Visana an der Hôpital du Jura Bernois SA, welche in «Réseau de l’Arc SA» umbenannt und deren Zweck auf die Versorgungsorganisation ausgeweitet werden, während die beiden Spitäler ihren Namen auf die Nennung des Standortes (Hôpital de Saint-Imier und Hôpital de Moutier) zurückführen. Die Beteiligung von Visana erfolgt über eine Kapitalerhöhung, die von der Visana Beteiligungen AG gezeichnet wird, und das Grund- und Zusatzversicherungsgeschäft von Visana nicht tangieren. Visana wird damit neben Swiss Medical Network und dem Kanton Bern zum dritten Ankeraktionär der Gesundheitsorganisation. Swiss Medical Network wird ab dem 1. Januar 2023 wieder Minderheitsaktionär zu gleichen Teilen wie Visana und der Kanton Bern.
Mehr Nähe, weniger Kosten und bessere Qualität
Lorenz Hess, Verwaltungsratspräsident der Visana, betont: «Gemeinsam mit Swiss Medical Network und dem Kanton Bern leistet die Visana Pionierarbeit im Schweizer Gesundheitswesen. Einerseits treten wir anhand einer konkreten Versorgungsregion erstmals den Beweis an, dass die Kostenstrukturen mit einem integrierten Versorgungsmodell nachhaltig gesenkt werden können. Andererseits sind wir mit der Réseau de l’Arc «nach bi de Lüt» und bieten für unsere Kundinnen und Kunden in der Region Berner Jura innovative, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Versicherungslösungen an.»
Die Patienten im Zentrum und höhere Qualität
Antoine Hubert, Gründer und Delegierter des Verwaltungsrats von Swiss Medical Network, fügt hinzu: «Mit Visana haben wir den idealen Versicherungspartner gefunden, um unsere Vision umzusetzen, die erste Organisation für integrierte Versorgung in der Schweiz zu schaffen. Unser Ziel ist es, medizinische und versicherungstechnische Leistungen koordiniert über eine einzige Organisation zu erbringen, um eine bessere Versorgungsqualität für unsere Patientinnen und Patienten zu gewährleisten und gleichzeitig zur Kostensenkung beizutragen. Mehrere Beispiele aus Spanien (Ribera Salud) und in den USA (Kaiser Permanente) haben den Beweis erbracht, dass dies möglich ist. Mit dieser ersten voll integrierten Gesundheitsorganisation wollen wir Antworten geben und Lösungen anbieten, damit die ganze Schweiz in Zukunft von einem qualitativ hochstehenden Gesundheitssystem zu tieferen Kosten profitieren kann.»
Stärkung des Gesundheitsangebots im Jurabogen
Für den Kanton Bern ist die Réseau de l'Arc eine wichtige Initiative, um die medizinische Grundversorgung auch in Randregionen sicherzustellen: «Die Beteiligung von Visana am HJBE und die Entwicklung der Réseau de l'Arc unterstreichen die Bedeutung der medizinischen Grundversorgung im Berner Jura», sagt Regierungsrat Pierre Alain Schnegg, Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektor des Kantons Bern. Die Beteiligung eines neuen Akteurs am Kapital des HJBE sei vom Regierungsrat des Kantons Bern genehmigt worden und ermögliche eine Stärkung der medizinischen Versorgung in der Region und deren Weiterentwicklung als Ganzes, so Schnegg weiter.
Die Arbeiten am gemeinsamen Projekt werden nach der Erhöhung des Aktienkapitals des HJBE in Angriff genommen. Dabei werden die politischen Akteure, die Bevölkerung und die regionalen Leistungserbringer eng eingebunden, um eine breite Unterstützung und den nachhaltigen Erfolg der Réseau de l’Arc zu gewährleisten. Die Einführung eines alternativen KVG-konformen Grundversicherungsprodukts «Réseau de l'Arc» ist für das Versicherungsjahr 2024 geplant.